Das Gut entstand auf jenem Gelände von 400 Hufen, das der Komtur von Christburg, Herzog Luther von Braunschweig, 1325 dem Ritter Hans von Otatz, dem Peter von Gierswalde, Berthold von Fürstenau und 4 Freunden zur Siedlung übereignet hatte und wurde 1335 gegründet. 1619 und 1621 fand ein Siegmund Eysax auf Reichenau urkundliche Erwähnung. Als Stifter der kleinen Kirche im Anfang des 18. Jhs. wurde Sigismund Kikol, Gutsbesitzer von Reichenau, genannt. Später im selben Jahrhundert gelangte das Gut in den Besitz der Familie von Hoverbeck, danach der von Auerswald, um 1800 in den der Familie von Kleist. Um 1900 war Ivan von Livonius Eigentümer des Gutes mit 800 ha Land und einer Brennerei. Damals wurde der Wirtschaftshof ausgesondert und umgebaut. Ende der 1920er Jahre musste Gut Reichenau aus Not verkauft werden und wurde teilweise aufgesiedelt, wobei das Restgut nur noch 50 ha behielt. Letzter deutscher Besitzer war die Familie Thomasius. Hermann Christian Thomasius (19. 8. 1920 – 31. 12. 2007) aus dieser Familie war zum Kriegsende Bataillonskommandeur eines Jägerbataillons in der Armee Wenck, später Vorsitzender des BdV Kreisverbandes Soltau-Fallingboster und für 3 Jahre Vorsitzender im BdV-Landesverband Niedersachsen. Die Landsmannschaft Ostpreußen verlieh ihm 1996 das Goldene Ehrenzeichen. Er wurde am 7. Januar 2008 auf dem Friedhof der Friedenskirche in Vlotho/Uffeln zur letzten Ruhe gebettet.
Das ehemalige Herrenhaus neben der Kirche stammt aus dem 18. Jh. und wurde anfangs des 20. Jhs. neobarock umgestaltet. Bei Renovierungsarbeiten nach 1945 gestaltete man das Haus ziemlich um. Heute beherbergt es ein Nonnenkloster der Theresianerinnen und die Nonnen pflegen auch den Park bzw. lassen pflegen.
Über den ersten Kirchenbau in Reichenau sind keine Nachrichten überliefert. Die nachfolgende kleineachteckige Holzkirche von 1713, ein verschalter Blockbau, zählt zu den besterhaltenen Kirchen in Ostpreußen und stellt durch ihre Bemalung im Innern eine Besonderheit dar. Sakristei im Norden, Vorhalle im Süden. Die Kirche wurde 1947/48 restauriert.
Eine Nachbildung dieser hübschen Kirche ist im Skansenmuseum von Olsztynek – Hohenstein aufgebaut.
Im Innenraum zeigt das Bild in der Mitte der Decke den Sündenfall – möglicherweise ein Werk des Künstlers Gottfried Hintz aus Königsberg von 1714. An den umlaufenden Wänden findet man die Apostel. An der Wand der Ostseite ist, verdeckt durch den Altar, Martin Luther zu sehen. Auf der Sakristeitür ist die Heilung der Aussätzigen sowie die Taufe Jesu dargestellt, an der Empore Orpheus, an der Eingangstür Petrus. Etliche weitere Malereien stammen aus der Bauzeit bis um 1730.
Ausstattung: