22.04.2021
Immanuel Kant (22. 4. 1724 – 12. 2. 1804) wurde als viertes von insgesamt zehn Kindern einer Handwerkerfamilie in Königsberg geboren. Er besuchte in der Zeit von 1732 bis 1740 das Friedrichskollegium in Königsberg. Hier lernte er die wesentlichen Sprachen: Latein mit 8 Jahren, Griechisch mit 10 Jahren, Hebräisch mit 11 Jahren und Französisch mit 11 ½ Jahren.[1] Im Jahr 1737 starb seine Mutter. Er studierte nach seiner Schulzeit von 1740 bis 1745 an der Königsberger Albertina Naturwissenschaften, Mathematik, Philosophie, Theologie und klassische lateinische Literatur. Im Jahr 1745 starb sein Vater kurz vor dem Studienabschluss.
Noch während seiner Studien- und Promotionszeit war Immanuel Kant als Hauslehrer und Hofmeister in der näheren und weiteren Umgebung von Königsberg zur Sicherung des Lebensunterhaltes seiner Familie tätig. So in Judtschen bei Pfarrer Daniel Ernst Andersch, dessen Gemeinde vor allem aus Hugenotten bestand, dann bei der Familie von Hülsen in Groß Arnsdorf und der Familie von Keyserlingk in Waldburg-Capustigall. Auch veröffentlichte er in dieser Zeit erste naturphilosophische Texte wie zum Beispiel „Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte“ (1749). Nach dieser Zeit verließ Kant zeit seines Lebens Königsberg nie mehr. Dennoch führte er später ein geselliges, wenn auch höchst geregeltes Leben.
In der naturwissenschaftlichen, anonym erschienen Schrift „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels“ (1755) befasst sich Kant mit der Entstehung des Planetensystems nach den Newtonschen Prinzipien. Im Jahr 1755 schloss er seine Promotion mit einer Arbeit über das Feuer mit dem Titel „De igne“ ab. Im gleichen Jahr stellte er seine Habilitationsschrift „Nova Dilucidatio“, eine Abhandlung über die metaphysischen Grundsätze, fertig und begann, als Privatdozent an der Albertina zu lehren.
Seine Vorlesungsthemen waren vielfältig: Logik, Ethik, Metaphysik, Mathematik, Naturrecht, philosophische Enzyklopädie, Pädagogik, Mechanik, Theologie und Anthropologie. Kants Vorlesungen waren gut besucht. Immer wieder bemühte er sich um eine ordentliche Professur an der Universität, die aber lange Zeit trotz seiner hohen Qualifizierung abgelehnt wurde. Eine Professur für Dichtkunst an der Albertina lehnte er selbst ab.
In den Jahren von 1758 bis 1762 war Königsberg von den Russen besetzt. Diese Zeit brachte eine lockere gesellschaftliche Atmosphäre mit sich, an der Kant Anteil nahm, und Mitglieder der russischen Elite saßen damals in Kants Vorlesungen..
Im Jahr 1766 erschloss sich ihm neben seinen Einnahmen aus Hörgeldern und Privatunterricht eine weitere Geldquelle, als er die Stelle als Hilfsbibliothekar an der Königlichen Schlossbibliothek annahm. Einen Ruf an die Universität Erlangen als Professor für Logik und Metaphysik lehnte er genauso ab wie denjenigen an die Jenaer Universität.
Erst im Jahr 1770 erhielt Kant eine ordentliche Professur für Logik und Metaphysik an der Königsberger Universität. In seiner Antrittsvorlesung sprach er über das Thema „Sinnliche und Intelligible Welt“. Darin trennt Kant die sinnliche und intelligente Erkenntnis, Raum und Zeit werden als subjektive Anschauungsformen erkannt.
Das Thema seiner Antrittsrede wurde ihm zur Basis für sein Hauptwerk „Kritik der reinen Vernunft“ (1781), an dem er zehn Jahre gearbeitet hatte. Danach folgten in kürzeren Abständen weitere kritische Schriften wie „Kritik der praktischen Vernunft“ (1788) oder „Kritik der Urteilskraft (1790). Sie waren als Grundstein für ein Gesamtsystem seiner Philosophie gedacht, das aber nur teilweise zur Ausführung kam.
Berühmt wurde sein Artikel „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung“, der 1784 in der Berlinischen Monatsschrift erschien, und Kants griffige Antwort, die er auf den Punkt brachte: “Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“.
„Die Kritik der reinen Vernunft“ überraschte das Publikum. Die Ausgabe, von der im Jahr 1787 eine weitere Auflage mit Änderungen erschien, war schwer verständlich. Kant half dem ab, in dem er im Jahr 1783 eine allgemeinverständlichere Ausgabe mit dem Titel „Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik“ schrieb. Im Jahr 1790 kam seine Schrift „Über eine Entdeckung, nach der alle neue Kritik der reinen Vernunft durch eine ältere entbehrlich gemacht werden soll“ als Verteidigung gegen schulphilosophische Angriffe aus der Ecke Leipniz-Wolffianer heraus.
Im Jahr 1786 wurde Kant Mitglied in der Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1795 wurde seine Schrift „Zum ewigen Frieden“ veröffentlicht. Darin stellt Kant einen utopischen Entwurf eines Völkerbundes auf. Die Arbeit wurde zum Erfolg. Im Jahr 1796 hielt er seine letzte Vorlesung.
In Kants Schaffen sind zwei Perioden erkennbar: die vorkritische und ab dem Erscheinen seines Hauptwerkes „Kritik der reinen Vernunft“ im Jahr 1781 die kritische Schaffensphase. In seiner naturwissenschaftlichen Phase von 1747 bis 1755 legte er den Grundstein zu seiner späteren Entwicklungslehre. In seiner metaphysischen Phase wandte er sich von der traditionellen Wolffschen Lehre ab und vertrat eine kritische Metaphysik. Seine kritische Philosophie hob an mit seinem Hauptwerk, danach folgte die Stufe der nachkritischen Schaffensperiode unter anderem mit dem erst im Jahr 1938 veröffentlichten Werk „Opus postumum“, das Kants Kritizismus und die Metaphysik des Idealismus verbindet.
In seiner praktischen Philosophie sieht Kant den “Kategorischen Imperativ” als oberstes Begründungsprinzip für für Moral und Handlungsnormen: “Handle nur nach derjenigen Maxime , durch die du zugleich wollen kannst, dass sie allgemeines Gesetz werde.”
Immanuel Kant starb am 12. Februar 1804 in Königsberg.
Der Philosoph wurde beschrieben als elegant gekleideter Magister, als geistreicher Plauderer, der in allen Gesellschaftsschichten wohl gelitten war und der die Geselligkeit liebte und brauchte. Dabei war er kein Mitglied in einer der Königsberger Logen und pflegte wenig Umgang mit seinen Universitätskollegen. Dafür suchte er sich die Menschen aus, die er mochte und mit denen er seine Welt- und Menschenkenntnis erweitern konnte. Das waren die hohen Beamten der Provinz, Offiziere, Adlige, vor allem aber die großen Kaufleute, unter denen sich auch Engländer und Franzosen befanden. Dazu gehörte der Getreidegroßhändler Jean Claude Toussaint und dessen Erben. Kant bediente sich der Firma Toussaint zur Regelung finanzieller Angelegenheiten. Eine echte Männerfreundschaft verband Kant mit den Bankiers Ruffmann und Jacoby. Kants Herzensfreund war der Kaufmann Joseph Green aus Hull, ebenfalls Junggeselle, ein vielseitig gebildeter und politisch interessierter Mensch sowie ein ebenbürtiger Gesprächspartner. Die Firma Greens verwaltete Kants Vermögen. Nach dem frühen Tod des Freundes 1786 gewann Kant die Freundschaft von dessen Partner und Erben Robert Motherby. Der heiratete Charlotte Toussaint und übernahm nach dem Tod seines Schwiegervaters dessen Haus in der Kneiphöfischen Langgasse, wo Kant dann regelmäßiger Sonntagsgast war.
Nach dem Tode Kants beschlossen seine Freunde, initiiert von William Motherby, jedes Jahr zu seinem Geburtstag am 22. April zu einem Erinnerungsmahl zusammen zu kommen. Reihum sollte einer der Freunde aus diesem Anlass eine Rede halten. Um denjenigen zu bestimmen, versteckte man im Nachtisch eine silberne Bohne, und wer sie fand, musste im nächsten Jahr den Vortrag halten. Diese schöne Tradition des Bohnenmahls am Tag von Kants Geburtstag hält bis heute an und findet seit 2008 in Kants Geburtsstadt, jetzt Kaliningrad, statt. Organisator dieser Veranstaltung ist Marianne Motherby, Nachfahrin jenes engen Freundes Kants, Vizevorsitzende des Vereins „Freunde Kants und Köngsbergs“ in Berlin. Wegen der Corona.Pandemie gibt es heute allerdings nur eine virtuelle Gedenkstunde.
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