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  • #18136
    Klaus HolzmannKlaus Holzmann
    Mitglied

    Hallo,
    ich bin auf der Suche nach einem FN auf folgendes gestoßen; vielleicht ist ja auch für andere interessant:

    Albat — Abwandlung des lit. Männernamens Albas;
    Albien — der kleine Albas;
    Adomeit — Adamssohn (Adomas, Adam)
    Baltruschat — Bartels Sippe (Baltras Bartholomäus);
    Bartoleit — Bartelssohn;
    Brassat — Brosius (aus Ambrassat Ambrosius)
    Endrissat — Heinrichs oder Heinrici (lit. Endrysas);
    Enderweit — Heinrichorter (aus Endrius Heinrich und wietas Ort);
    Jessat — Abwandlung des Männernamens Gesse (auf deutsch: Schal);
    Lukat — Lukas;
    Laurinat — Lorenz; Abwandlung vom lit. Liaurynas;
    Tobien — Tobias (vielleicht auch von tubinis = etwas von Filz Gemachtes oder pruzzischen Ursprunges);
    Rudat — Abwandlung des lit. Männernamens Rudaites (vielleicht aber auch von rudä = Erz, also Erzarbeiter);
    Petereit — Peter mit der lit. Endung „eit”.

    Vom pruzzisch-litauischen Kultus haben wir die Namen erhalten:
    Perkuhn — Gott des Donners (merkunos)
    Padeffke — Abgott, Götze (padiewis).

    Viele Namen gehen auf Tätigkeiten zurück. So bedeuten:
    Bittihn — Bienenzüchter (bite — Biene);
    Krapat — Krauter (krapas = Kraut),
    Kadereit — Lumpenmann (kadariai — Lumpen);
    Keiluweit — Kürschnerorter (kailius — Kürschner und wietas — Ort);
    Kinat — Schweineknecht (kinis — Schweinelager);
    Krauledat — Aderlasser (krauleidys = zur Ader lassen);
    Oschkenat — Ziegenfleischer (oßkiena, Ziegenfleisch);
    Podschus — Töpfer (pudzius);
    Schneidereit — Schneider mit der lit. Endung „eit”;
    Tolksdorf — Dolmetscherdorf (tolk — Dolmetscher);
    Uredat — Amtmann (uredas = das Amt);
    Wartat — Wächter (wartas)

    Wie alle anderen Völker haben auch die Litauer ihre Nachbarn mit Eigenschaften bedacht, die als Namen an ihnen hängen geblie-ben sind:
    Domscheit— ‘Kluge’s Sohn (dumzius, kluger Denker, Ratsherr);
    Duscheleit— des Dicken Sohn (duzas, dick);
    Kemsies — Vielfraß (kemßu = stopfen);
    Karalus — der König (karalius);
    Naujoks — Neuling (naujokas);
    Padubrin — Filzhaar-Sdiopf (patubis = Filzhaarj czubrine = Schopf);
    Preugschat — Bräutigam; auch zweiter Ehemann (preikßas);
    Paprotta — Gewohnheit (paprotys) oder auch Farnkraut nach dem polnischen paproc;
    Quoß — unbedacht (kwosus);
    Rimkus — ruhig (rimoju);
    Supply — Abgerissener (suplyßelis);
    Smelkus — fein, stolz (smulkas);
    Uschkoreit — 2. Ehemann; eigentlich Aufbauer, Anzünder als Scherzwort gebraucht (ußkuraitis, ußkurys);
    Weikies — schnell, flink (waikas, waikus);
    Zipplies — Gaffer (zioplys = wer Maulaffen feilhält);
    Beyrau — schimpfen (bariau) ?
    Rinnau — schlucken (rynu) ?
    Schlobies — ersticken (slobiu) ?

    Nach der Lage des Hauses entstanden Namen wie:
    Gallinat — der Letzte in der Reihe (galinis);
    Susat — der Nachbar (susedas) ?
    Weschkalnies — Am Bergpfad (wezas = Abweg; kalninis = zum Berge gehörig).

    Von Gegenständen des täglichen Lebens mögen die Namen herrühren:
    Besmehn — Schnellwaage (bezmenas);
    Dirschus — Riemen (dirzas);
    Maguhn — Schlafbank (maigunas); vielleicht auch Abwandlung des pruzzischen Männernamens Mage;
    Krakuhn — Schwarzspecht (krakis) ?

    Auch Teile des Körpers mußten als Namen herhalten:
    Pakschies — Nacken (pakaßis);
    Pannapies — Fingerkuppe (panages).

    Die Siedler aus den deutschen Stammlanden brachten Namen mit wie:
    Engelien — Englein (mittelhochdeutsch: engelin);
    Gutzeit — Gute Zeit;
    Trostmann— Bürge, Helfer (mittelhd.: tröst = Vertrauen, Mut, Hilfe, Bürgschaft);
    Weller — 1. Former; der durch Wellen mit der Hand eine weiche Masse bleistiftförmig gestaltet (althochd.: wellan = wälzen; mittelhd.: wolgern); 2. Wähler (mhd.: welaere von wellen, welen = erwählen);
    Krispien — Krauskopf (lat.: geht auf den Hl. Crispien zurück, den Schutzpatron der Schuhmacher).

    Von den Salzburger Einwanderern erzählen folgende Namen:
    Embacher, Hofer, Meyhofer, Obersteller, Obgartel, Polfner, Riedelsberger, Sinnhuber, die einer späteren Betrachtung vorbehalten bleiben mögen.
    Die Aufnahme der Hugenottenflüchtlinge bereicherte unsere Sprache auch noch um solche Familiennamen französischen Ursprungs:
    de la Chaux — von Kalkstein;
    Fornacon — Kalkbrenner;
    Genée — geguält (génée)
    Jenett — Hannchen (Jeanette);
    du Maire — von Meier;
    Venohr — Jäger (vom lat. venator, bzw. venari = jagen);
    Mattern — mütterlich (vom Istein. maternus);

    Naturgemäß fanden viele Namen der polnischen und russischen Nachbarn Eingang, mit denen die Litauer und später die Deutschen dauernd zu tun hatten, sei es im Krieg oder sei es in Friedenszeiten. Auch diese Namen gehen auf Vornamen, Tätigkeiten, Eigenschaften und Dinge des täglichen Lebens und der Natur zurück:
    Adamczik — Adamsohns
    Bernatzki — Böttcher (bednarz) ?
    Chlupka — Bäuerlein (clop, bzw. chlopek);
    Dorka — Pferdedecke (derka);
    Gemballa — Mündchen, Mäulchen (gebula);
    Grabowski — Grab, Weißbuche;
    Guttowski — fertig, bereit (gotow);
    Gramattke — Grammatiker, Gelehrter (gramatyk) ?
    Jankowski — Johann (Janko, Jan);
    Jakubzig — Jakobsohn;
    Juschka — Josef ?
    Kaminski — Stein (kamen);
    Kempa — kleines Werder;
    Kornatz — Borkenkäfer (kornik) ?
    Koslowski — Bock;
    Kowalewski — Schmied (kowal = Schmiede);
    Kulinna — Schneeballstrauch (kalina);
    Konopatzki — kalfatern (konopaczyc) Fugen an Holzschiffen abdichten; griech.-ital.-niederländ. Ursprungs);
    Laskowski — Wäldchen (lasek);
    Milewski — lieb (mily);
    Majewski — Plage, schwere Arbeit russisch: maja) ?
    Mrowka — Ameise (mröwka);
    Nadolny — Unterländer (nadolny);
    Odloschinski — Brachfeld (odlug) ?
    Opalka — Korb;
    Puzicha — Pausbacke (puca) ?
    Piontek — Freitag;
    Philippzig — Philippsohn;
    Potrek — Peterchen (Piort = Peter ?
    Rogowski — Horn (rog)
    Rogalski — Hörnchen (rogal);
    Salewski — Schierling (russ.: salew);
    Wieczorrek — Abendgesellschaft;
    Woytewitz — Dorfschulze (wojt);
    Wessolowski — lustig, fröhlich (wesoly);
    Willimzig — Wilhelmsohn;
    Mazannek — dürfte das litauische mazynikas = klein, sehr klein im polnischen Gewände sein, ebenso wie der polnische Name
    Gromelski — das litauische grornu-liuju = wiederkäuen, enthalten mag.

    So hat der heimatbesessene Etymologe sich redlich bemüht, die Rätsel um alle angeführten Familiennamen zu lösen und hofft, damit einen beischeidenen Teil zum Verständnis unserer Heimatsprache beigetragen zu haben.
    Susanne Gissing
    aus Ostpreussenwarte 1959 Nr.8

    #18137
    sebastian kkk— —
    Teilnehmer

    Tolle Übersicht. Vielen Dank.
    Manfred Höhne

    #18138
    Petra KochPetra Koch
    Mitglied

    Hast du sowas auch für Schmarowski?

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